Gebirge

Störrisch und Wild sind die Berge der Trollzacken, zäh wiedersetzen sie sich jeder Zähmung der Menschen und ließen alle bisherigen Siedlungsversuche scheitern. Vor allem die hier lebenden Trolle und Trollzacker, welche ihre Gebiete mit tödlicher Gewalt verteidigen, machen es nicht leichter auf der spröden Kalksteinformationen mit seinen unwirtlichen, kahlen und zerklüfteten Fels zu überleben. So sind die verschiedenen Mineralvorkommen noch immer kaum angetastet und nur wenige dunkle Legenden künden von verlassenen Zwergenbingen die sich irgendwo in den plötzlich aus der fruchtbaren Ebene aufragenden und eigenartig geformten Felsformationen aus Zacken, Hörnern, Pyramiden und Kegeln verbergen sollen. Tatsächlich ist es nur eine einzige Veste des kleinen Volkes die von dessen Wacht kündet. Menschliche Siedlungen konnten sich deshalb nur entlang der Randgebiete halten und sind meist nur über steile Pfade mit dem Tiefland verbunden. Ihre Abgeschiedenheit wirkt sich dabei auch auf Bewohner aus, sind pflegen meist eigentümlich Sitten und sind Außenstehenden gegenüber meist sehr eigensinnig.

Dichte Wälder aus Zirbelkiefern, Lärchen und Firunsföhren bedecken die sonst so kargen Berge, während sich in den Tälern Trollbirnenbäume und Quitten finden. Aus der Trollbirne brennt man hier den famosen Trollberger-Birnengeist, während die Quitten ungekocht nur für Trolle genießbar sind. Höher an den Hängen weht die unerbittliche tobrische Brise, sodass sich hier keine Bäume zu halten vermögen. Stattdessen schmiegen sich Latsch, Almrausch und Barbaritze an den felsigen Grund. Im Südwesten laufen die Gebirgshänge in ein dicht mit Föhren und Fichten bewachsenes Hügelland aus, während es sich im Süden bis an die Ufer des Darpat erstreckt – diese Region ist als Anbaugebiet für ausgezeichneten und aromatischen Rotwein bekannt.

Seine hohen Gipfel waren lange der einzige Schutz vor den Schergen der Finsternis und sind nur an wenigen Stellen sicher zu überwinden. Vom Golf von Perricum aus ziehen sie sich gen Efferd über die altzoller Ebene und kann dabei mit wohlklingenden Gipfeln wie Trollfaust, Wolfenkopf oder die Brüder aufwarten. Wer das Gebirge überqueren möchte muss sich deshalb nicht nur vor Trollen und Trollzackern in Acht nehmen oder Angst vor einigen der heimischen Tiere haben. Mag der Steinbock noch harmlos daherkommen, kann eine Begegnung mit Grimmwolf, Berglöwe und Bär auch einmal schlecht ausgehen. Neben den Tieren besteht auch noch die Gefahr das Harpyienschwärme einen in den Abgrund stoßen wollen und sucht man in einer der Schutz versprechenden Höhlen Zuflucht, kann bereits auf andere Weise Ungemach drohen – denn wer weiß schon welches Gezücht hier beheimatet ist oder welche Überreste Reich und finstere Schergen der Heptarchen hier zurückließen?

Ortskundige mögen unbekannte Pässe kennen, doch stehen diese was ihre Sicherheit anbelangt, weit hinter Arvepass, Trollpforte und Wolfskopfpass. Ihre vermeintliche Sicherheit machte diese Wege in der Vergangenheit jedoch auch zu schwer umkämpften Kriegsschauplätzen.

Am Wolfskopfpass wird den Reisenden durch das Travia-Kloster Wolfskopf Schutz versprochen. Seit seiner Gründung durch den heiligen Travinian war es nur einmal, für eine kurze Phase, in der Hand der Feinde der zwölfgöttlichen Ordnung. Die restliche Zeit über trutzt man hier selbst den eigentlichen Bewohnern der Berge Respekt ab, sodass Reisende ihr Abendmahl auch in Gesellschaft eines Trollzackers einnehmen könnten.

Über den Arvepass hingegen fällt die Reise erheblich beschwerlicher aus. Nur unter schweren Verlusten und in der Enge des Talkessels war es den Kaiserlichen gelungen die Schergen Borbarads zu bezwingen, aber nur weil sie dank eines Praios-Wunders zuvor die dämonische Präsenz auf Burg Angareth brechen und eine Garnison einrichten konnten. Dennoch ist es der Besatzung in den wispernden Mauern noch immer nicht Geheuer und besonders die alten, zwergischen Katakomben unter der Burg werden sicherheitshalber gemieden. In direkter Sichtweite errichtete die Rondra-Kirche die Ordensfeste Leuenfels, die im Winter 1026 BF gemeinsam mit Burg Angareth vom untoten Drachen Rhazzazor belagert wurde. Als Erinnerung an die beschwerliche Rückeroberung und immer neue Kämpfe um das Tal sind zwischen beiden Burgen Urnen für die gefallenen Recken aufgestellt worden. Von der unsicheren Versorgungslage abhängig, wachen heute zwei Gardebanner aus Perricum und einige garetiesche Kämpfer auf Angareth, während der Orden der Hohen Wacht seinen Dienst auf der Ordensburg versieht.

Einer der wenigen Landstreifen an denen größere Heeresaufgebote und Wagen vom zentralen Mittelreich gen Rahja vorstoßen können ist die Trollpforte, wie die Ebene zwischen Trollzacken und Schwarzer Sichel geheißen wird. Diese Enge war dabei schon mehrfach Schauplatz entscheidender und blutiger Schlachten, wobei das prägendste Zusammentreffen sicherlich die 3. Dämonenschlacht und der Kampf um deren Herz, den Wall des Todes, war. Mehr als ein Dutzend Rechtsmeilen zu beiden Seiten des Todeswalls erstreckte sich das Schlachtfeld, dass in einer gemeinsamen Anstrengung von Dienern des Götterfürsten und des Herrn Boron zumindest in seinem westlichen Teil eingesegnet und von Geisterscheinungen befreit wurde. Dahingegen befindet sich nur eine halbe Meile östlich des Walls der rund 30 Schritt durchmessende Dämonenhügel. Noch heute sind die Spuren der 1021 BF von Borbarad entfesselten, unvorstellbaren arkanen Kräfte in Form eines gewaltigen Tridekagram in den Boden gebrannt. Ein Glück das die dreizehn umringenden Altäre nie ihrem Zweck zugeführt wurden. Unzählige Ruinen der vergangen Jahrhunderte sind Zeugnis der abwechslungsreichen Geschichte des Tals, das erst im 200 Meilen südlich gelegenen Arvepass oder 250 Meilen nördlich gelegenen Sichelstieg eine alternative findet. Noch 1003 BF kannte das Mittelreich das vier Meilen breite Bollwerk unter dem Namen Ogermauer und nutzte es Schutzwall wider die anstürmenden Horden des zweiten Ogerzugs. Von Nord nach Süd verlaufend, misst der Kern Acht mal Acht Schritt und scheint heute, durch die dämonische Verseuchung, als dunkles, schmierig und ölig schimmerndes Gestein. Als die Mauer noch in Feindeshand lag, waren die Bastionen geschmolzene Türme aus denen Tentakel wucherten. Vogelnestähnliche Pfeilgeschütz-Stellungen waren in Reihe positioniert und an ihren Rändern hingen Ketten mit Schädeln, einzelnen Knochen und ganze Gerippe. Seit dem Jahr des Feuers stehen die riesigen Torflügel offen, denn niemand vermag sie zu schließen. Ansonsten gewähren Mannpforten neben den polierten Riesentoren Zugang zu den Kasematten, in deren Inneren sich lange, lichtlose Gänge verbergen. Jede Meile stand ein Wachturm mit Zugang zu den Gewölben aus denen sich Untote und Bewaffnete auf die Mauer ergossen. Nachdem die Mauern an beiden Enden in zwei natürlichen Türmen von vierzig Schritt Höhe und einem Sockel von sechzig Schritt Durchmesser enden, führen die Mauern – nun nur noch vier Schritt hoch – noch 15 Meilen tief, teilweise aus Feldsteinen, von Dämonen aufgehäuft oder zusammengeschmolzen, ins Gebirge hinein. Selbst nachdem das Bauwerk genommen und zu großen Teilen geschliffen wurde, konnte seine düstere, unheilige Quelle noch immer nicht Exorziert werden. Wer längere Zeit hier bleibt sieht häufig unnatürliche Erscheinungen, hört Klänge aus den Tiefen und verspürt eine quälende Mattheit, fast so als würden die schleimigen Mauern das Leben aus den Menschen heraussaugen. Ein weiteres Indiz dafür dass die unheilige Präsenz noch immer nicht gebannt ist, zeigt sich wohl darin das der Nebel von Sankta Boronia wenige Schritte vor der Mauer stoppt. Die Gegenwart der Raben und Krähen zeigt jedoch auch das Boron und seine Diener den Kampf noch nicht aufgegeben haben.

Auf der anderen Seite der Trollpforte schließt sich die Schwarze Sichel an, deren südwestliche Ausläufer die Mark begrenzen. Von weitem erscheint das Schiefergebirge sanft gerundet und weißt viele bizarre Formationen auf. Immer wieder schneiden sich schroffe Kerbtäler in das Gestein oder türmt sich aus mächtigen Schieferplatten auf. Mit seinen 350 Meilen Länge teilte es einst und wieder das Herzogtum Tobrien ab, während es zwischenzeitlich als natürlicher Schutzwall gegen die Schrecken des Ostens erwies. Seine höchsten Höhen erreicht die Sichel mit Drachenthron und Purpurberg bei luftigen 2600 Schritt, doch selbst niedrigere Gipfel wie Mistelspitz und Yrrwenzacke mit 2400 Schritt und die Kurumkrone mit 2300 Schritt sind den gesamten Götterlauf über mit Schnee bedeckt. Den Namen des Gebirges wählten seine Entdecker dabei einst sehr passend, denn überall dort wo kein Grün den Fels bedeckt blickt man auf den blanken schwarzen Stein. Überall dort wo Vegetation bestand hat, finden sich finstere Wälder aus Sicheltannen, Rotfichten und Firunsföhren. Durchzogen werden die dichten Wälder von Bächen, Schlehdorn und Adlerfarn, wobei Kräuterkundige auch so manches hilfereiches Kraut finden können. Schwarzkittel und Kronenhirsche durchstreifen in großer Zahl die Wälder, derweil Steinböcke über die kahlen Bergflanken kraxeln. Wölfe wandern durch die Forste, Bären haben ihre Höhlen und Luxe sonnen sich auf warmen Schieferplatten. Am Himmel herrschen Adler und Falken, deren bloße Anwesenheit die unheimlichen Schwärme der Gespensterkrähen zum Verstummen bringen. Die reichen Erz- und Silbervorkommen in den Bergen werden von Strafgefangenen in harter, mühseliger Arbeit abgebaut, wobei wachsame Soldaten sie kontrollieren und bewachen. Schutz vor gierigen Räubern und Gesindel aber auch sehr ortkundigen Rotpelzen die durch schiere Überzahl gerüsteten und taktisch geschulten Gruppen an Schlagkraft gleich kommen, aber auch Oger lauern den Reisenden in ihren Höhlen und alten Ruinen auf jede sich ihnen bietende Chance bereitwillig ergreifend.

Einige weitere Erhebungen und Berge sind für die Region von strategischer Bedeutung. Meist von einer Burg oder zumindest von einem Turm gekrönt halten die tapferen Recken der Mark von ihnen Wacht. Ochsenkuppe, Dergelshaube, Orkenfinger, Berlassturz und Alter Alrik sind dabei nur einige der bekanntesten Namen.